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Im Angesicht des Kreuzes

06. Dezember 2024

Der evangelische Pfarrer und Autor Eugen Eckert und der katholische Kirchenmusiker Thomas Gabriel haben bereits sieben Oratorien geschrieben, darunter die Stücke „Daniel“ (1996), „Emmaus“ (2002) und „Bruder Martin“ (2017).

Das knapp zweistündige Passionsoratorium „Christi Kreuz vor Augen“ ist die achte gemeinsame Arbeit und entstand bereits 2020 im Auftrag von Professor Steffen Schreyer, inzwischen Domkapellmeister in Essen. Die Uraufführung musste bedingt durch die Corona-Pandemie zweimal verschoben werden. Jetzt aber soll sie endlich stattfinden: Am 2. April in Frankfurt, am 3. April in Seligenstadt und am 14. April in Essen.

Angelehnt ist das Werk an das Matthäus-Evangelium und damit natürlich auch an die Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach, die am Karfreitag (11.April) des Jahres 1727 in Leipzig uraufgeführt wurde.

In der christlichen Tradition kam dem Passionsgeschehen immer schon eine zentrale Rolle zu, weil sich darin mit der Selbstopferung Christi aus Liebe zu den Menschen das entscheidende Moment des Glaubens ereignet. Schon bevor die großen Oratorien des Barocks entstanden, war es üblich, den biblischen Text auf verschiedene Rollen wie Jesus, Pontius Pilatus und den Evangelisten zu verteilen und damit Ansätze zu einer dramatischen Gestaltung der Handlung zu schaffen. Neu und revolutionär an der Matthäuspassion von Eckert und Gabriel ist die Besetzung des Evangelisten mit einer Frau – womit Bezug auf Erkenntnisse aus der neueren Bibelforschung genommen wird, denen zu Folge das Matthäusevangelium das gemeinschaftliche Werk mehrerer Männer und Frauen ist, die in einer messianischen Gemeinschaft zusammenlebten. Auch die Musik erweist natürlich dem Bachschen Vorbild ihre Referenz, sie ist aber gleichzeitig auch Musik der Gegenwart. So kommen zum traditionellen Orchester Instrumente wie Xylophon, E-Gitarre und eine Jazzband hinzu. Inhaltlich greift die Passion das große Problem der „Theologie nach Auschwitz“ auf: Wo war Gott, als in den Gaskammern und Krematorien das entsetzliche Werk der Menschenvernichtung betrieben wurde, und thematisiert mit plötzlich neuer und beklemmender Aktualität die Frage nach der persönlichen Zivilcourage in Zeiten des Unrechts und des Krieges.