Interesse an Kulturtipps? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter:

Jetzt anmelden! | Bisherige Ausgaben

Von Bach bis Boney M.

08. Oktober 2024

2022 ist ein besonderes Jahr für den Interreligiösen Chor Frankfurt: Im Juli konnte die Chorgemeinschaft ihr zehnjähriges Bestehen feiern. Außerdem findet in diesem Jahr erstmals nach der Corona-Pause wieder eines der berühmten „Tehillim“-Konzerte statt.Es ist das 16. in der Geschichte des Interreligiösen Chors.

Dieses Mal bildet Psalm 137 die Grundlage. Er steht ganz im Schatten des Traumas der Zerstörung Jerusalems und des Lebens im Exil in Babylon. Der Text beschreibt die Sehnsucht des jüdischen Volkes nach Jerusalem, das 586 vor Christi durch den babylonischen Herrscher Nebukadnezar II erobert und weitgehend zerstört worden war. Berühmt wurde vor allem der erste Teil des Psalms, in dem Trauer, Sehnsucht und Verzweiflung über die Leidenssituation unter fremder Herrschaft zum Ausdruck kommen; der zweite, weniger bekannte Teil hingegen ist geprägt von unbändigem Hass auf die Peiniger und Unterdrücker und von der Hoffnung, dass Gott an ihnen Rache üben wird.

Changierend zwischen Widerstand, Sehnsucht, Depression und Hass hat der Psalm »An den Wassern zu Babel« eine lange Geschichte als Lied unterdrückter, versklavter und kolonialisierter Menschen und hat Eingang gefunden sowohl in den berühmten Gefangenenchor in Verdis Oper „Nabucco“ bis hin zu Boney M., deren Version „By the rivers of Babylon“ auf einer Rastafari-Adaption des Psalms beruht.

Im Konzert erklingt nicht nur das Arrangement dieser Reggae-Version, vielmehr stehen auch Werke von Rossi, Bachmann, Cohen, Sekles, Schütz, Bach, Charpentier und Pärt auf dem Programm. Die alevitische Perspektive wird durch die Aufführung von Ilahis (vertonte Verse meist religiösen Inhalts) zu Motiven aus dem Psalm in Klänge gesetzt.

Das Konzert findet am Mittwoch, 23. November, 19.30 Uhr, im Festsaal des Ignatz-Bubis-Gemeindezentrums der Jüdischen Gemeinde Frankfurt in der Savignystraße 66, 60325 Frankfurt, statt.

Am darauffolgenden Abend, Donnerstag, 24. November, folgt ein „Trialogisches Gespräch“, das dem Konzertabend als Extra-Veranstaltung beigefügt ist. Darin gehen theologische ExpertInnen den Bedeutungsebenen der Psalmverse auf den Grund.

Teilnehmer sind:

  • die Frankfurter Rabbinerin Prof. Dr. Elisa Klapheck (für das Judentum)
  • der Islamwissenschaftler Yilmaz Kahmaran (für das Alevitentum)
  • der Theologe Prof. Dr. Christian Wiese, Goethe-Uni Frankfurt, für das Christentum
  • Ort: Evangelische Akademie Frankfurt, Römerberg 9, 60311 Frankfurt, Beginn: 19.30 Uhr